Outing im Spitzensport – wo ist das Problem?

Schwul und lesbisch im Spitzensport – warum ein Tabuthema?

Diskussionsabend zu Outing im Spitzensport

Frauenfußball – das geht ja vielleicht gerade noch. Aber rhythmische Sportgymnastik für Männer? Im Synchronschwimmen sind Männer erst seit kurzer Zeit in Paarauftritten mit Frauen zugelassen. Das alles zeigt: Sport ist direkt mit Körperlichkeit verbunden und daher auch unmittelbar mit Rollenbildern und sexueller Selbstdefinition.

Judith Skudelny MdB und Tanja Walther-Ahrens, ehemalige Fußball-Bundesligaspielerin

Diesem wichtigen Thema widmete sich ein Diskussionsabend mit der Stuttgarter FDP-Bundestagsabgeordneten und Schirmherrin des diesjährigen CSD, Judith Skudelny, an dem wichtige Mitdiskutierende teilnahmen: Tanja Walther-Ahrens, ehemalige Fußball-Bundesligaspielerin und engagiert bei der European Gay and Lesbian Sport Federation sowie Christian Schmidt, der Fanbeauftragte des VfB Stuttgart. Durch den Abend führte Chris Fleischhauer.

Am Beispiel Fußball wurde das Thema unter dem Titel „Outing im Spitzensport – Wo ist das Problem?“ ausführlich diskutiert. Dabei wies Schmidt als Fanbeauftragter hin, dass dem Fußball viele Funktionen neben dem Ballsport zukommen. Integrierenden gesellschaftlichen Themen müssen sich die Fußballvereine heute genauso stellen. Warum ist aber das Outing von aktiven Profifußballern bis heute ein Tabuthema? Walther-Ahrens sieht das Problem umfassender: So sei der Fußball nach wie vor eine stark durch Geschlechterrollen festgelegte Sportart. Ein „richtiger Kerl“ kenne eben keinen Schmerz und – wie es gerade jugendlichen Nachwuchsspielern beim Beginn ihrer Laufbahn verdeutlicht werde – müsse hart sein und eben auf keinen Fall schwul. Dies führe nach ihren Aussagen dazu, dass eben viele Profispielerinnen und –spieler Angst hätten vor dem Bekenntnis der eigenen sexuellen Präferenz – eine These, der sich auch Christian Schmidt anschließt.

Christian Schmidt, Fanbeauftragter des VfB

Judith Skudelny sieht die Vereine in einer gesellschaftlichen Verantwortung und zieht eben gerade in Zweifel, ob die Verheimlichung der Homosexualität aus dem befürchteten Rummel nach dem Outing gerade so viel bessere Konzentration auf die eigene Leistung ermögliche. Sie sieht ganz klar die Vereinsverantwortlichen in der Pflicht, auch beim Thema Homosexualität deutlicher Farbe zu bekennen. „Ein Wagen des VfB Stuttgart bei unserem CSD wäre ein wirklich starkes Signal“ – so Skudelny.

Dass die Aufgabe einer Anerkennung von Homosexualität im Spitzensport noch länger dauern wird, analysiert Tanja Walther-Arens, die die Wurzeln für den angespannten Umgang mit Homosexualität beim Fußball weitaus tiefer gelagert sieht: „Natürlich stellen sich Spielerinnen und Spieler die Frage, wie sie dann nach einem Outing in der Öffentlichkeit dastehen. Viel entscheidender ist es jedoch, zu einer Selbstverständlichkeit im gesellschaftlichen Umgang damit zu finden, was schon im eigenen Umfeld und bei der persönlichen Entwicklung beginnt“, so die ehemalige Profifußballerin.  Skudelny als CSD-Schirmherrin fasst in einem Appell zusammen: „Diese Sache muss weiter thematisiert werden, sowohl im Spitzen- wie auch im Breitensport. Es muss ein entkrampfterer Umgang her und gerade im Sport ist es wichtig zu zeigen, dass an Homosexualität nichts Schlimmes ist – das gilt für Sportlerinnen und Sportler wie für die gesamte Gesellschaft“, so Skudelny abschließend.