FDP Stuttgart ruft zum Boykott der Preisverleihung an Cohn-Bendit auf

FDP Stuttgart ruft zum Boykott der Preisverleihung an Cohn-Bendit auf

Keine „Decke des Schweigens“ über sexuelle Missbrauchsvorwürfe

 

(STUTTGART) Knapp eine Woche vor der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises durch die gleichnamige Stiftung an den grünen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit hat sich der Stuttgarter Kreisverband der FDP deutlich davon distanziert. Die Verleihung soll am 20. April im Neuen Schloss in Stuttgart stattfinden.

In einem Beschluss vom 14.  April bezeichnen es die Stuttgarter Liberalen als „falsches Zeichen“, den Abgeordneten, der seit 1994 für die Grünen im Europaparlament sitzt, im Namen des ersten Bundespräsidenten zu ehren. Sie rufen im Falle der Verleihung an Cohn-Bendit zu einem Boykott auf.

Die politische Biographie Cohn-Bendits sei mit seiner offenen Sympathie für eine „Revolution“ und den Mitteln von Hass und Gewalt in den 68er Jahren ungeeignet. „ Der Name des ersten Bundespräsidenten steht für eine friedliche und maßvolle Politik in einem vereinten Europa“, wie es in dem Beschluss heißt.

Schwerer wiegen für die Stuttgarter FDP aber die Aussagen Cohn-Bendits zu sexuellem Missbrauch in einem Frankfurter Kindergarten, in dem er Anfang der 70er Jahre als Erzieher tätig war. In seinem autobiographischen Buch „Der große Basar“ schilderte Cohn-Bendit sexuelle Szenen mit Kindern. Die Stuttgarter Liberalen warnen vor einer „Decke des Schweigens“ über sexuellen Missbrauch. In dem Beschluss heißt es: „Sexueller Missbrauch von Kindern ist für uns zu keiner Zeit, in keiner gesellschaftlichen Situation, in keiner Form und an keinem Ort hinnehmbar.“

„Theodor Heuss hatte bei uns seine politische Heimat. Wir werden nicht hinnehmen, dass der Gründungsvorsitzende der FDP mit einer Person wie Cohn-Bendit in Verbindung gebracht wird“, so der Kreisvorsitzende der Stuttgarter FDP, Armin Serwani. Die FDP werde sich in offenen Briefen von dieser Verleihung deutlich distanzieren, sagte Serwani. Er fügte hinzu: „Hier geht nicht um Herrenwitzchen, sondern um ein heikles und wichtiges Thema, dessen Aufarbeitung vor keiner Biographie oder Parteifarbe Halt machen darf. Gerade von den Grünen, die es sonst sehr mit Vergangenheitsaufarbeitung haben, erwarte ich dazu deutlichere Aussagen. Es ist feige vom Ministerpräsidenten, dass er sich vor dem Landtag zu seiner geplanten Teilnahme an der Ehrung für Cohn-Bendit nicht geäußert hat. Bei den Grünen geht selbst hier  PR-Taktik wohl vor einer klaren Aussage. “

 

Medieninformation Cohn-Bendit Distanzierung von Ehrung Cohn-Bendits im Namen von Theodor Heuss