SG West – Kirchgang durch den Stuttgarter Westen und der Hoppenlaufriedhof

FDP STUTTGART- SG-WEST: 

Am Samstag, 14. April 2012 fand, unter Führung unseres langjährigen Bezirksbeirates Helmut Reusch, ein weiterer Stadtteilrundgang

Kirchgang durch den Stuttgarter Westen und der Hoppenlaufriedhof

durch den Stuttgarter Westen statt.

Das Interesse an der Stadtteilwanderung war, wie immer, sehr groß. Anwesend waren 23 Teilnehmer.

Um 9 Uhr traf sich die Gruppe am Marktbrunnen am Bismarckplatz.

Von dort aus ging es in die Katholische Kirche St. Elisabeth, die nach nur knapp zweijähriger Bauzeit und einer kostengünstigen Bauweise 1901 eingeweiht wurde. Herr Robert Müller, Bezirksbeirat der CDU in S-West, führte durch die Kirche. Die Gemeinde St. Elisabeth umfasst derzeit ca. 5800 Mitglieder. Sie klagt, wie im Übrigen fast alle Kirchen, über Mitgliederschwund. Derzeit steht die Restaurierung der Kirchenorgel an, die hauptsächlich über Spenden finanziert werden soll.

Sodann führte der Rundgang zur Evangelischen Pauluskirche in der Paulusstraße. Die ursprüngliche Kirche, die 1898 eingeweiht wurde, wurde bei dem Bombenangriff auf Stuttgart am 25.07.1944 schwer beschädigt. Kurz vor Kriegsende, am 04.03.1945, wurde die Kirche bei einem weiteren Bombenangriff zerstört. 1961 fand die Einweihung der neuen Pauluskirche statt. Sehenswert sind mit Sicherheit die Betonglasfenster von Christian Oehler.

Im Anschluss besuchte die Gruppe die Evangelische Johanneskirche am Feuersee, die in den Jahren 1866 – 1876 mit der Umgestaltung des Feuersees im neugotischen Stil erbaut wurde. Im Krieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Daran erinnert die fehlende Turmspitze der Kirche. Sehenswert sind im Innenraum nicht nur die Evangelisten (neues Testament) sondern auch die Propheten (altes Testament) sowie Luther als Prediger unter der Kanzel.

Der Spaziergang führte sodann in die Evangelisch-Methodistische Hoffnungskirche in der Silberburgstraße, wo die Gruppe von Pastor Helmut Rothfuss begrüßt und auch durch die Kirche geführt wurde. Die Gemeinde leistet sehr viel im Bereich der Sozialarbeit (u.a. Bethesda Krankenhaus) und hat vielfältige Angebote für Familien und Kinder.

Zum Schluß stand der Hoppenlaufriedhof auf dem Programm.

Der Hoppenlaufriedhof ist der älteste, noch erhaltene, Begräbnisplatz in Stuttgart. Beerdigt wurden hier ca. 70000 Personen. Angelegt wurde der Hoppenlaufriedhof 1626, als Massengrab bei der Pestepidemie. Bis in die 50´er Jahre waren hier noch Urnenbeisetzungen möglich. 1944 wurde der Hoppenlaufriedhof bei einem Luftangriff verwüstet und bis 1946 auch als Lagerplatz für Trümmerschutt genutzt.

Hier befindet sich auch der Israelitische Friedhof (1834 – 1882), der im Dritten Reich nur deshalb der Zerstörung entging, da Robert Bosch diesen mit dem Scheinargument, die Produktion in die Seidenstraße erweitert zu wollen, kaufte. Von Robert Bosch ist auch der Satz über Hitler überliefert -nach einem Streit mit diesem am 22.09.1933- „Der will ein Staatsmann sein, der nicht einmal weiß, was Gerechtigkeit ist!“

Auf dem Hoppenlaufriedhof wurden, neben den Gräbern von bekannten Familien wie Dreifus, Hertz, Kaula, Horkheimer auch Gräber mit lesenswerten Inschriften besucht und besichtigt, wie

„Drei Lenze nur begückte sie Ihren trauernden Gatten…“

„…dem Gedächnis, ach viel zu früh, verblichen, zärtliche Gattin, der Blüte der Anmuth, der Zierde ihres Geschlechts, weihet dieses Denkmal, trauernd bis zum Wiedersehen…“

„Freudig die Schule des Lebens nützend für die Ewigkeit nahm sie Leiden als Lehre, Freude als Geschenk, Pflicht als Genuss.. „

„Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Mund… Unrecht ging ihm nie über die Lippen… In Frieden und Gerechtigkeit wandelte er vor Gott…“

Besichtigt wurden auch die filigranen gusseisernen Kreuze, die erstmals um das Jahr 1820 als Grabmäler bei gefallenen Teilnehmern der Befreiungskriege gegen Napoleon auftauchten, nachdem zuvor das eiserne Kreuz von König Friedrich Wilhelm von Preußen als höchste Tapferkeitsauszeichnung gestiftet worden war.

Nach dem Ende der Stadtteilwanderung forderten die Anwesenden den unbedingten Erhalt des Hoppenlaufriedhofs und die zeitnahe Einleitung von Schritten, die einen weiteren Verfall des Hoppenlaufriedhofs verhindern.

Erhalten werden sollten nicht nur die Prominentengräber, sondern der Friedhof im Gesamten.

Viele der Grabsteine sind bereits verfallen- viele der Grabinschriften bereits nicht mehr zu lesen.

Dies ist mehr als bedauerlich, nachdem der Hoppenlaufriedhof nicht weniger als ein offenes Geschichtsbuch der Stadt Stuttgart ist.

Für die Ablehnung der Bereitstellung entsprechender Mittel seitens des Gemeinderates im letzten Haushalt bestand bei allen Teilnehmern kein Verständnis.

Die FDP-Gemeinderatsfraktion wird nachdrücklich darum gebeten, sich beim nächsten Haushalt für den Erhalt bzw. eine Sanierung des Hoppenlaufriedhofs einzusetzen.

Sibel Yüksel
Vorsitzende SG-West