In moderner Weise spricht man von einem „Pre-Opening-Event“, klassisch wird es als „Bierleitungsdurchspülen“ bezeichnet: Bevor der Cannstatter Wasen als europaweit größtes Schaustellerfest (noch vor dem Oktoberfest, das den Platz für Bierzelte reserviert) die Tore öffnet, nahmen sich die Schausteller noch die Zeit, die FDP zu empfangen. Am Vorabend der Waseneröffnung luden sie den Bundesvorsitzenden der FDP, Christian Lindner, ein, der in Begleitung des Landesvorsitzenden Michael Theurer kam und sich Zeit nahm, die Sorgen der Schausteller auf dem Wasen zu besprechen.
Diese hatten ebenfalls Prominenz aufgeboten: Nicht nur Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest e.V., begrüßte die Anwesenden, sondern die Liberalen wurden auch durch Albert Ritter, dem Präsidenten des deutschen und europäischen Schaustellerverbandes, empfangen.
Mit von der Partie waren unter Führung des Stuttgarter FDP-Kreisvorsitzenden Armin Serwani die Landtagskandidaten von Cannstatt und Stuttgart-Mitte, Dr. Jan Havlik und Michael Conz, sowie die Zweitkandidaten Doris Höh, Maximilian Mayer und Volker Weil. Gemeinsam fand ein kleiner Wasenrundgang statt, bei dem die Schausteller den FDP-Vertretern die neuesten Fahrgeschäfte, die Wasengastronomie sowie die Herausforderungen erläuterten, denen sich die Branche gegenübersieht.
Bei einem ausführlichen Gespräch wurden einige Themen weiter vertieft. Christian Lindner unterstrich die traditionelle Verbundenheit der FDP mit den Schaustellern. „Wir sind an der Seite derer, die den Leuten Freude machen“, so der Bundesvorsitzende und schilderte die Belastungen, die von Seiten der Politik und Verwaltung den Schaustellern zusehends auferlegt werden. Er nannte neben der Arbeitsplatzverordnung die Mindestlohn-Kontrollschikanen, die LKW-Maut, die staatlich steigenden Energiekosten und die zum Teil undurchsichtige Platzvergabe bei Volksfesten, die den Schaustellern das Leben schwer machen. „Wir müssen heute nicht mehr so sehr Angst haben vor dem Polizeistaat, als vielmehr vor einem Bürokratiestaat, der mit seinen Tentakeln in alle Belange hineingreift“, so der Spitzenliberale angesichts der immer neuen Reglementierungen, zu denen sich Bund und Länder ohne Rücksicht entschließen.
Dies stieß auf breite Zustimmung bei den Schaustellern. Deren Präsident Albert Ritter unterstrich die traditionelle Freundschaft zur FDP und schilderte die Situation der vielen freien Gewerbetreibenden, die ein solch großes Volksfest unter Einsatz ihrer persönlichen Existenz erst ermöglichen. Dabei war seine Bitte eigentlich ganz einfach: „Wir wollen es einfach als Gewerbetreibende selber machen“, so Ritter und fügte hinzu: „Als Familienunternehmen wollen wir unsere Betriebe und Unternehmen an die nächste Generation weitergeben. Das Schaustellergewerbe hält zusammen, das ist unsere traditioneller sozialer Beitrag.“ Er berichtete von diskriminierend hohen Energiepreisen und Schwierigkeiten bei den KfZ-Lizenzen. Augenblicklich seien Verwaltungsstellen dabei, Festplätze zur Flüchtlingsunterbringung zu konfiszieren. Damit würden erhebliche Einbußen in Kauf genommen, die beim Steueraufkommen durch die Betriebe wieder fehlen würden.
Den letzten Punkt nahm Christian Lindner auf und zum Anlass, zu warnen: „Es ist eine Kapitulationserklärung, wenn wir als hochbürokratisches, reiches Land nicht in der Lage sind, für angemessene Flüchtlingsunterbringungen zu sorgen. Die Gefahr ist groß, dass die Stimmung umschlagen wird.“
Im Biergarten von Nico Metz war das Treffen in angenehmer Atmosphäre am Vorabend des großen Wasen-Trubels, trotz dieser nachdenklichen und warnenden Töne, eine gute Gelegenheit zum Austausch und Gespräch zwischen den Schaustellern und den anwesenden Politikern. Die Liberalen in Stuttgart freuen sich über den prominenten Besuch und auf einen schönen, friedlichen und gelungenen Cannstatter Wasen 2015.